Noch eine Woche vorbei

Jetzt ist das neue Jahr noch gar nicht so alt und schon vergehen die ersten Wochen. So ist das, bleibt wohl auch so. So sehr unterscheiden sich die Wochen zur Zeit gar nicht voneinander, aber es tut gut, hier immer mal etwas zu schreiben. Es bringt mich ein bisschen zum Nachdenken und ich konzentriere mich auf das, was wirklich wichtig ist. Ich habe also „Alles in allem“ ausgelesen, auch, wenn das nur die halbe Wahrheit ist. Außerdem war ich in „Joy“, ein Film, über den ich jetzt etwas verwundert bin. Zuerst zu dem Buch… Also, ich habe es so gemacht wie beim letzten Mal und das, was mich nicht so interessiert hat, übersprungen. Das heißt, Simone de Beauvoir erzählt beispielsweise von ihren Träumen, dann von einer langen Reise in die UdSSR und eine lange Japan-Reise. Das habe ich einfach übersprungen. Sie stellt in dem Buch themenweise zusammen, was in den letzten Jahren passiert ist. Sie hat ja beispielsweise neue Bücher geschrieben und berichtet von der Resonanz darauf, von den Verkaufszahlen, von den Kritiken, davon, wie gut sie verstanden worden sind. Für den Leser ist die Zusammenstellung teilweise etwas mühsam. Der analytische, nüchterne Stil ist immer der selbe, sie zerliest Stück für Stück ihre Fragen und versucht, möglichst differenzierte und einfach ehrliche Antworten zu finden. Was ist ihr Resume? Aber bei diesem Buch hat sie das letzte Kapitel bewusst weggelassen, sie beendet es einfach mit der (damals) aktuellen Situation in Frankreich, es war ja das Ende der 60er Jahre und sie und Sartre waren sehr engagiert. Sie erzählt von den Studenten und den Demonstrationen, den Streiks, den schlechten Arbeitsbedingungen in Fabriken und den vielen Kündigungen, dem Widerstand der Regierung, dem Wechsel von de Gaulle zu Mitterand (den hat es hoffentlich so gegeben, so habe ich es verstanden, ich habe es nicht nochmal nachgesehen). Wie immer erzählt sie so anschaulich, dass man in einer kleinen Zeitmaschine sitzt und das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein.

„Alles in allem“ lohnt sich also schon sehr. Aber den Rest der Memoiren habe ich vollständig gelesen. Ich frage mich dann immer, wie es wäre, einen echten Roman von ihr zu lesen, so etwas habe ich nie getan. Ich kenne „Der Ekel“ und „Geschlossene Gesellschaft“ von Sartre und noch „Auge um Auge“ und „Ein sanfter Tod“ von ihr. Für mich lohnt sich das Lesen jedenfalls immer sehr. Es bringt zum Nachdenken über alle möglichen Dinge. Möglicherweise verhilft sie jedem, einen kühlen Kopf zu bewahren und einfach etwas Distanz aufzubauen, mit Struktur und Analyse, mit differenzierter Diskussion und dem Ziel, einen unverstellten, nüchternen Blick auf viele Fragen zu erlangen. Es ist heute eben auch ein Zeitzeugnis, was so sicher nicht unbedingt gedacht war, jedenfalls schreibt sie einfach dafür und darüber, was richtig ist und bemüht sich um vernünftige Ergebnisse zu ihren Diskussionen.

„Joy“ war ein ganz passabler Film. Der Film ist etwas auf altmodisch getrimmt und voller Rückschläge. Beides ist relativ verwirrend, ich hatte mich auf „Joy“ eigentlich sehr gefreut, die Amerikaner feiern mal wieder eine typisch amerikanische Geschichte. In jedem Fall hatte Jennifer Lawrence etwas Ablenkung nach „Tribute von Panem“ und konnte mal wieder in ganz andere Rollen spielen. Toll, wie talentiert die ist, dafür muss man sich sehr wandelbar sein. Also, wer will, kann sich diesen Film schon ansehen, aber ich weiß nicht, ob er ganz alle Erwartungen erfüllt, die man daran gestellt hat, er ist eben so wie er ist. Spaß zuzusehen, macht es jedenfalls.

So fülle ich meine freie Zeit, ich möchte auch mal wieder neue Musik hören und muss mal schauen. Deutsche Musik fehlt ein bisschen in meiner Sammlung, das wäre mal eine gute Neuerung, wenn ich mir so etwas zulege, erzähle ich hier davon. Als nächste Buch kommt wohl dran „Ursula von der Leyen – Kanzlerin der Reserve“, das habe ich mir zu Weihnachten gewünscht und auch bekommen. Im Übrigen gehe ich zur Zeit eigentlich jede Woche mal in’s Kino. Es tut ganz gut, ich habe so viel um die Ohren, dass man sich da immer mal zurück ziehen kann und sich etwas fallen lassen kann. Um es mit Simone de Beauvoir zu sagen: „Man lässt sich selbst wie den Mantel am Eingang zurück und geht völlig im Film auf.“

https://youtu.be/ArtvdUB7V-k