Flüchtlinge

Es ist  an der Zeit, hier etwas über die vielen Flüchtlinge zu schreiben. So sehe ich das jedenfalls. Ich war von Anfang an sehr begeistert und bin daher ein Teil der Menge, die wohl sehr polarisierend in die Diskussion eingreifen würde. Der Großteil der Mehrheit steht wohl auf dem Standpunkt, dass man etwas tun sollte, dass man die Flüchtlinge nicht einfach aus dem Land halten kann und ihnen die Bitte um Asyl gewähren sollte. Nichtsdestotrotz gibt es große Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Art und Weise, der Menge, der Finanzierung, der Zukunft dieser Frage. Nur ein kleiner Teil ist der Auffassung, dass man gar nichts tun sollte und das Problem einfach durch Indifferenz – und also durch Ablehnen aller Flüchtlinge – lösen sollte.

Meiner Meinung nach stand Angela Merkel ihrer eigenen Auffassungen zu Folge vor einem Rechtsproblem: Die Verfassung gibt jedem die Möglichkeit, Asyl zu beantragen, der es möchte und schützt Flüchtlinge in besondere Weise. Sie erkennt sie einfach als Menschen an und auch, wenn es also eine deutsche Verfassung ist, betrifft sie nicht alle Deutschen, sondern alle Menschen. Demzufolge gab es keine rechtliche Grundlage für eine besondere Obergrenze oder überhaupt einen besonderen Weg zum Umgang mit den vielen Flüchtlingen. Wir haben hier genug Platz, in jeder Hinsicht, die Flüchtlinge waren häufig Kriegsopfer, europäische Länder sind verhältnismäßig reich und geben sich oft mit der Auffassung, dass sie gerne helfen und andere Menschen bei sich aufnehmen. Fürs Erste gab es nur den Weg, den Merkel dann auch beschritten hat. Sie hat dann noch gezeigt, wie wenig ausländerfeindlich sie selbst ist, sie ging mit gutem Beispiel voran und verkündete eine große Willkommenskultur. Die Hoffnung war, dass, bei allen ausländerfeindlichen Ressentiments in Deutschland, viele Menschen ihre Ansichten überdenken würden, sofern dies nötig ist. Neue Ausländer bringen bestimmt zum Nachdenken, letztendlich lassen wir einfach Menschen in’s Land, die gerade unsere Hilfe brauchen, oftmals qualifiziert für das Arbeitsleben sind oder nur teilweise durch die sozialen Netze aufgefangen werden müssen.

Alle anderen Meinungen sind so regelkonformen Menschen wie den Unions-Politikern sicher zuwider gelaufen – auf welcher Grundlage denn? Wo soll eine Grenze gezogen werden und mit welchem Recht als Menschen zieht man diese Grenze? Die Länder unter sich teilten Flüchtlinge ohnehin auf, sie strömten in die reichsten, größten Länder, oder Länder wie die Türkei, die ihrer Kultur durch den Islam noch etwas näher stehen. In diesem Sinne gab es eine natürliche Verteilung, über die man nicht so viel diskutieren muss.

Interessant wird es nicht so sehr durch die Alternativen, die es in der Diskussion gegeben hätte, sondern durch die Zukunft, die diese Flüchtlinge wirklich mit sich bringen. Gewünscht hätte man sich vielleicht eine Art Gesetz, dass speziell auf diesen Flüchtlingsstrom zugeschnitten ist, ein klares Symbol, an das man sich für einige Jahre, oder ein Jahrzehnt halten kann, für das ständig über die Veränderungen und Fortschritte informiert wird. Gerne möchten Menschen auch in einem Jahr wissen, wo man im Umgang mit den Flüchtlingen steht. Letzten Endes verändert sich Deutschland so und wird zu einem Land, das eben noch eine Million Menschen von außen aufgenommen hat. So verändert sich im Kleinen schon das Selbstverständnis der Deutschen, denn bisher war es nie ein richtiges Einwanderungsland, und es gibt ein klares Verständnis davon, was es heißt, Deutscher zu sein. Dass es also am Ende nicht nur ein großes „willkommen“ sein sollte, sondern eine Herausforderung für künftige Regierungen und künftige Zeiten, die genauso groß sein könnte wie die Wiedervereinigung, damit hat Merkel die Bevölkerung doch sehr belastet, anstatt schrittweise alles zu klären und besser  in den Gesamtkomplex einzuführen.

Außerdem ist noch bekannt geworden, dass das Ganze nicht sonderlich viel Geld kostet, gerade bei einem fast ausgeglichenen Haushalt, oder einem, der sogar Überschüsse produziert, ist das tatsächlich sehr willkommen; wir können uns das Flüchtlings-Problem leisten und alles bezahlen, ohne an anderen Stellen sparen zu müssen.

Am Ende bleibt das Gefühl, dass jemand anderes, die Flüchtlinge selbst, die Entscheidung getroffen haben. So wie Angela Merkel schon oft andere hat Entscheidungen hat treffen lassen, das Gespräch sucht, die Begleitung will, nicht die Initiative, so auch diesmal. Mir ist nicht ganz klar, und manche Leute möchten hierzu eine Klärung, ob es einen anderen Weg gegen hätte – darf man rechtlich überhaupt widersprechen und diesen Menschen Asyl verwehren? Theoretisch nicht undenkbar, hätte es bedeutet, dass andere  Länder dem Beispiel nachgefolgt wäre, letztendlich wären die Menschen wieder in kriegsbelastete Länder zurückgeströmt und man hätte eben keine Flüchtlinge hier. Aber mit welchem Recht? Man denkt über den theoretischen Fall ja durchaus nach und da sagen dann die Politiker in Interviews, dass es uns in Deutschland eigentlich besser geht als den anderen „sechseinhalb Milliarden Menschen in der Welt“. Wenn das wirklich so ist, ist es schon skrupellos, den Flüchtlingen ihre Einreise zu verwehren. Auch der Papst hat sich hierzu sehr entschieden geäußert und Europa an seine „moralische Verantwortung“ erinnert.

Schlussendlich bleibt es also jedem einzelnen überlassen, sich mit der Tatsache abzufinden, dass diese neuen Menschen jetzt da sind und man ihnen über kurz oder lang auch begegnen wird. Sie werden Teil Deutschlands, unserer Geschichte, Teil des schweren Weges, den wir durch unser Leben gehen und Teil des Lebens, wie auch immer es für manche verlaufen möge. Die demokratisch gewählte Regierung hat so entschieden und es lässt sich zeigen, dass die Diskussion schwierig sei. Gelobt sei immer das gute Anliegen, hiermit Menschen tatsächlich zu unterstützen, zu helfen, etwas von unserem Luxus herzugeben für andere, die wirklich Kriegsopfer sind.

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