Wort zum Sonntag – Über mich und Design

Liebe Leute, so ist es Sonntag geworden und mir fällt mal wieder kein besserer Titel ein als dieser. Das mag minder schlimm sein, sagen andere, aber ich finde es immer etwas seltsam. Mir kommt der Betreff so unwichtig vor… Wie auch immer… Eigentlich habe ich eine ganz ereignisreiche Woche hinter mir, mit einer langen Bahnfahrt, ich habe mich ein wenig erholt, ich lese wieder ein neues Buch, war im Kino – in dem Film über Anne Frank und in Spotlight – und mache hier mal wieder Pläne, was gut tut und frischen Wind bringt. Ich denke über meine Zeit nach, als ich noch Gestaltung studiert habe, aus verschiedenen Gründen. Es war eine besondere Zeit in meinem Leben. Offen gesagt habe ich das Ganze irgendwann sehr selbstfinderisch eingeordnet, ich fand, dass ich durch die Auseinandersetzung mit Kunst und Gestaltung nun einmal dem Geheimnis meiner Herkunft auf die Schliche komme. Meinen beiden Eltern hat Design etwas bedeutet, nicht nur meiner Mutter. Mein Vater hat auch einen ganz guten Blick für Fotografie und weiß, wie man Bilder ansieht. Er hat immer mitgedacht und die Philosophie und das Denken dahinter verstanden, fand ich. Für meine Eltern bedeutete Design eben auch eine große rationale Auseinandersetzung mit der Zeit, in der man lebt, mit der Moderne, mit Nachdenken über Entscheidungen als Prinzip, über Organisation, über spannende Fragen, wie, was Kreativität eigentlich ist.

Ich denke aus verschiedenen Gründen darüber nach. Ich frage mich, ob ich mich neu orientieren werde. Das Ganze hängt nun nicht nur von mir ab, was nicht so schlimm ist, es gibt eben immer einige sehr reale Widerstände, über die man da nachdenken sollte. Es gibt also so eine persönliche Komponente, denke ich mir manchmal, dass es eben ein Teil des Lebens meiner Eltern ist und damit irgendwie auch zu mir gehört. Dann gibt es die ganze eigene Erfahrung, ich habe da also mal studiert und es mir selbst angesehen, wurde beurteilt, habe eigene Gestaltungsentscheidungen getroffen, konnte mich mit anderen vergleichen. Die eigene Erfahrung war sicher etwas Besonderes. Ich habe realisiert, dass ich sofort ein Verhältnis dazu hatte. Ich hatte einfach schon eine Menge Gestaltung gesehen, anders als andere und so fiel mir der Zugang nicht so schwer – ich konnte mir unter Gestaltung viel vorstellen. Ich mochte die Zeit in dem Studium sehr. In anderen akademischen Studiengängen diskutiert man viel über die Art und Weise des Arbeitens und in der Gestaltung zählt zwar Disziplin, Sorgfalt, ganz bestimmt, aber auch eine gewisse Menge Querdenken und neue Wege beschreiten. Man ist nicht so festgelegt auf bestimmte Ergebnisse, die es zu erreichen gilt, obwohl es natürlich auch in der Gestaltung Kriterien wie „Tiefe der Ausarbeitung“, „Länge der Beschäftigung“, „Theoretische Einsichten und Erkenntnisse“ gibt.

Ich frage mich, was man braucht, um ein Kreativer zu werden, um sein Leben lang zu gestalten. Ich habe nie sonderlich viel von der Ausbildung zum Mediengestalter gehalten und kann mir kaum vorstellen, dass man Design dort so kennen lernt, wie es wirklich ist, die Freiheit, die man dabei empfinden kann, einer Idee seinen Stempel aufzudrücken und seine Persönlichkeit dort ausgedrückt zu finden. Vom Studium habe ich eine Menge gehalten, weil es dort auch ein theoretisches und historisches Fundament gab. Man begreift, dass Design eine eigene Disziplin mit eigenen Koryphäen und Ereignissen geworden ist, mit Stars und Karrieren, mit Welterfolgen wie dem iPhone und Namen wie Philippe Starck. Im Studium wird die gesamte Designgeschichte vom Beginn im 19. Jahrhundert als Anerkennung als eigene Disziplin bis hin zur Darstellung im Bauhaus erzählt, wo Design fundiert und durchdacht und ausprobiert wurde, bis es stimmte. Am Ende des 20. Jahrhunderts steht noch einmal der große Bruch, die Vielfalt in der Form und der Ausbruch aus so festgefahrenen Strukturen, das Bauhaus suchte vor allem Disziplin und Klarheit, jedenfalls letztendlich. So in etwa.

Was will ich also? Ich frage mich ein wenig, wo ich hingehöre und was ich in dem Studium gefunden habe. Der Eindruck war unheimlich intensiv, fand ich. Vielleicht erlebt man auch so, wenn man so jung ist, 20. Da ist alles noch riesig und erobernswert und mit der Zeit wird man etwas zurückhaltender. Jedenfalls habe ich da viel gelernt und mir Gestaltung einfach angesehen. Vielleicht habe ich tatsächlich einen gewissen unvoreingenommenen Blick von außen gehabt, einfach, weil Gestaltung eine Menge bedeuten kann. Design ist überall, im Graffiti der Straßenjungen, in den Schuhen der Reichen, im nächsten Bankenlogo, im neuen Design der Nachrichten, im Interface Design bei Programmen (und Apps), überall gibt es die Möglichkeit, Design zu erleben und mit anzusehen. Ich glaube immer, der Fachbereich auf der Mathildenhöhe ist aus der alten Künstlerkolonie entstanden, in der vor über hundert Jahren so intensiv mit dem Jugendstil experimentiert worden ist. Das würde erklären, warum das Fachgebiet noch heute derart für Qualität und Vielfalt in der Lehre steht. Ich fand die Lehre jedenfalls sehr gut und fand, dass jeder viel zu bieten bekommt und sich niemand langweilt.

Meine Blog-Einträge wandeln sich ein wenig… So langsam weiß ich, worüber ich schreiben soll. Ich finde ein bisschen hin zu einem Blog und habe ein Gefühl für eine Leserschaft, ich habe mittlerweile auch eine recht brauchbare Statistik integriert und finde meine Aufmachung ganz schön. Ich habe etwas Feedback erhalten und alles verarbeitet und jetzt sieht es eben so aus, wie es aussieht. Noch ist es recht winterlich. Ich kann etwas chaotisch über die Dinge schreiben, die mir derzeit durch den Kopf gehen. Ich kann aber auch viel strukturierter vorgehen und mir einen Kopf machen und alles vorsortieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, was ganz beruhigend ist. Mir geht es ganz gut, denke ich mir manchmal noch dazu. Ich denke viel nach, und komme Schritt für Schritt voran, ich habe so langsam wieder einen Plan, na ja.

http://youtu.be/x6huMhJoWcg

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