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Ich habe seit dem letzten Mal nicht so viel zu erzählen. Ein Freund kommt zu Besuch, die ersten Tage an der Hochschule liegen hinter mir. Ich habe teilweise nicht so gut geschlafen und bin durcheinander. Ich weiß auch gar nicht so richtig, was ich eigentlich schreiben soll. Ich dachte, ich nehme mir von der Kirche mal eine Weile Auszeit, dann gehe ich eben irgendwann wieder mehr hin. Gerade verbringe ich den Vormittag lieber anders, den ich sonst im Gottesdienst verbringen würde und kann mich ganz auf meine Wochen konzentrieren.

Die Aufgaben an der Hochschule bisher sind überraschend. Ich habe sehr zurückhaltend Kurse gewählt, weil ich erst reinkommen muss. Ich kann mich noch gut an die letzten Monate im Design-Studium erinnern, jedenfalls bilde ich mir das ein und knüpfe irgendwie daran an. Ich kann noch InDesign bedienen, auch, wenn ich es eben wieder üben muss. Ich habe noch immer einen Blick für Typographie und Gestaltung, für das Komponieren und die Sorgfalt, der ist mir nicht verloren gegangen. Die Arbeitsweise ist sicher ungewohnt. Die Leute reden nicht so selbstbewusst daher, alles ist mehr auf 20jährige gemünzt, die eben diesen neuen Lebensabschnitt wagen. Zu mir sind alle sehr nett. Ich habe niemandem erzählt, wie alt ich bin. Ich werde einfach wie ein Kommilitone behandelt.

Nebenbei denke ich über den neuen Job nach. Ich sitze also an der Kasse und habe erstmal unterschätzt, dass man sich schon dauernd konzentrieren muss und dauernd ein paar Fehler gemacht. Aber im Ergebnis war wohl alles ganz in Ordnung, die Kasse war ausgeglichen und niemand hat sich beklagt. Aber ich muss immer noch viel fragen.

War es das? Ich habe gerade einem Freund erzählt, was für Jahre wir so hinter uns haben. Ich habe nochmal von Anfang an erzählt, wie alles angefangen hat, dass wir mehr miteinander geredet haben, wie viel Zeit sich alle für meine Schwester genommen haben. Dass wir also Familie einfach einen Weg zu gehen haben. Meine Eltern haben sich verändert. Meine Mutter sagt immer, Papa sei anders als früher. Mag sein, aber das Gleiche trifft auch auf sie zu. Sie haben einen Riesenschritt getan im Alter und haben einfach viel an sich gearbeitet. Das haben sie wohl für ihre Kinder getan – ich wusste gar nicht, dass Menschen sich so sehr ändern können. Dass sie das können, ist wohl ein Teil ihrer Lebensgeschichte, dass sie nicht wussten, wie sie noch sein können, dass sie ihre Offenheit und Aufgeschlossenheit bewahrt haben. Ob sich meine Schwester jemals ändern wird? Um sie herum hat sich eigentlich alles verändert, jeder geht so seiner Wege und hat einen Schritt getan und dabei so viel Rücksicht wie möglich genommen.

Was soll ich hier denn noch schreiben… Ich versuche immer noch, an der TU eine andere Lösung zu erreichen. Aber mir dämmert so langsam, dass ich mich da vielleicht nochmal verrannt habe und es schon längst zu spät ist. Das ist das, was alle sagen. Jetzt habe ich diese besondere Zeit hinter mir, in der ich so viele Ideen hatte – und ich hatte das Gefühl, dass sich meine Psyche verändert. Trotzdem habe ich keinen neuen Anfang gefunden und bin jetzt wieder am Fachbereich Gestaltung an der Hochschule hier in Darmstadt.

Aber eine Zeit in meiner Familie ist vorbei gegangen und ich versuche schon, alles gleichzeitig zu sehen. Die Unruhe ist wieder verschwunden. Jeder hat einen guten Weg gefunden – Gestaltung wäre für mich auch ein „guter“ Weg, nur frage ich mich gerade, ob es der richtige ist; ich frage mich auch, ob es der schwerste ist, denn schwer ist nicht so schlimm, so lange es machbar ist und gut tut – und jeder geht seiner Wege. Es gab viele Gespräche. Im Verhältnis reden meine Eltern nicht so viel, aber selbst das haben sie relativiert und im Grunde genommen dürfen und können wir mittlerweile über alles reden, das ansteht und anliegt und das uns beschäftigt. Vieles ist geklärt. Ordnung herrscht in der Finanzierung. Meine Eltern haben ein abbezahltes Haus, das wir irgendwann erben werden. Meine Eltern haben ihre „Rente“ eben auch so begonnen, mit viel Zeit für die Familie, mit viel Selbstfindung, diese Phasen gingen jahrelang so. Irgendwann muss auch mal Schluss sein. Da lebt jeder einfach und lebt so für sich. Und das ist auch gut so.

Ich gehe heute wohl noch in Inferno. Bin schon gespannt.

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