Bericht von der Arbeit

Ich habe von ein paar Leuten gehört, die ja tatsächlich diesen Blog lesen. Das tut eigentlich ganz gut. Man braucht eine Weile, bevor man realisiert, dass man im Grunde – für sich selbst schreibt. Man führt eine Art Online-Tagebuch und hat irgendwo im Hinterkopf, das jemand mitlesen könnte, nachdem man die Adresse ein wenig bekannt gemacht hat. Irgendwie ist es zwar schön, alle mit ein paar Informationen zu versorgen, aber man schreibt über die Dinge, die gerade anstehen, die einen so beschäftigen, man äußert sich, geht ein wenig in sich, denkt offen nach und sucht nach guten Schlüssen zu den eigenen Fragen, Gedanken und Überlegungen.

Heute wollte ich ein bisschen über meine „Arbeit“ schreiben, über die einige der Leser jedenfalls informiert sind und zu der ich noch einige Informationen hinzustellen kann. Es steht ein bisschen an, Fazit zu ziehen. Auf eine Weise habe ich mich gefragt, ob es die ersten echten Arbeits-Erfahrungen sind, jedenfalls komme ich immer erst spät nach hause und habe eben nicht den Vormittag für mich wie während des Studiums. Ich habe Kollegen und es gibt eine Arbeitsatmosphäre, an die man sich gewöhnen kann – alle sind fleißig und unterstützen sich und es geht darum, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Man wird schon ernst genommen und E-Mails schreiben, oder auf Facebook zu gehen, wird sanktioniert und ist nicht erlaubt.

Das Projekt, bei dem ich bin, gibt es seit einigen Jahren, 2011 oder so ähnlich. Erstmal musste alles aufgebaut werden, aber zu den Räumlichkeiten zählen einige Lagerräume, einige Büros, ein großer Werkstattraum und ein Zusatzraum, in dem ich mich gerade befinde. Die Arbeiter unterstehen gewissermaßen den Chefs der einzelnen Abteilungen, die werden unter den Arbeitern ausgesucht und übernehmen mehr Verantwortung als die anderen. Im Idealfall gibt es einen Chef für jede Abteilung, was so aber nicht immer hinhaut und dann teilt man sich die Verantwortung eben. Außerdem sind hier einige Buftis beschäftigt, die Bundesfreiwilligendienst machen, relativ lange angestellt bleiben und in den Alltag fest integriert sind. Während die Leute sonst binnen eines Jahres so kommen und gehen, sind die Buftis länger fristig angestellt und bleiben auch dabei. Im Übrigen gibt es das Personal in der Verwaltung, das ist die dritte Hierarchie-Ebene; die umsorgen alle anderen, übernehmen die Kommunikation mit Ämtern, kümmern sich, stehen für Fragen zur Verfügung, sind Akademiker und relativ ausgebildet und stehen allen mit Rat und Tat zur Seite.

Die Arbeit beginnt immer um 8:30 Uhr, für manche auch schon früher. Ich frage mich, wie es in Zukunft wird. Die Kreativen lassen es sich oft nicht nehmen, erst um 9 Uhr anzufangen, da kann man ausgiebig frühstücken und sich morgen noch um die Kinder kümmern – oder einen längeren Anfahrtsweg in Kauf nehmen. Aber an anderen Arbeitsplätzen wird auch um 9 Uhr begonnen, da sind sie nicht die einzigen. Jedenfalls komme ich immer ein paar Minuten „zu spät“, weil meine Bahnen so liegen. Sonst müsste ich eine Viertelstunde früher aufstehen, eine Bahn früher nehmen und wäre ein gutest Stück zu früh – so oder so ähnlich. Jedenfalls wurde es bemerkt, aber nicht kritisiert und ist insofern hinfällig, fand ich. Ich bin immer pünktlich da. Gewohnheitsmäßig trudeln also alle, auch die, die mit dem Auto kommen, zwischen 8:15 Uhr und 8:30 Uhr ein und dann sind alle und beginnen mit der Arbeit.

Was tun wir hier, was kann man noch erzählen… Wir arbeiten relativ viel und sehen zu, alles mit Sorgfalt zu erledigen. Früher dachte ich immer, andere wären nicht so sorgfältig, weil ich irgendwie im Nachdenken über Steve Jobs und Apple schon viel Perfektionismus an den Tag lege, aber im Arbeitsleben, bei den Jobs, in den Praktika und im Studium habe ich schon viel Sorgfalt erlebt. Andere sind auch sorgfältig, und bemühen sich, alles verständlich zu erklären, sorgsam zu handhaben, es geht um Übersichtlichkeit und um Vollständigkeit, oder wie in diesem Falle, um gutes Funktionieren der Ergebnisse und darum, beim Überprüfen und Warten, beim Installieren und Einrichten nichts vergessen zu haben.

Jeder hat seinen eigenen Hintergrund, denke ich mir. Es sind viele Geschichten. Mama denkt über Menschen immer in Geschichten. Die Geschichten sind sicher ungewöhnlich und das ist den Umständen geschuldet. Am Ende verkriecht man sich doch wieder in der heimischen Gemütlichkeit, und ist froh, dass bei einem selbst alles ganz normal ist. Es sind Geschichten übers Aufwachsen ohne Eltern, tote Eltern, alleinerziehende Eltern, lesbische Mütter, Scheidungen – das ist wohl immer der Strang, dass es bei den instabilen Eltern losgeht. Andere Geschichten sind Geschichten über Biographien und Entscheidungen, einer hat auch Kinder und Frau und erzählt manchmal davon. Es sind sowohl junge Leute um die 20 da, als auch ältere Leute um die 50. Wie das beim Arbeiten so ist, passen die Älteren ein bisschen auf die Jüngeren auf und sind etwas unter sich. Sie machen dann schmutzige Witze und fühlen sich furchtbar abgeklärt, werden vom Chef anders behandelt als die Jungen – zu denen ich auch zähle – und denken offen darüber nach, wie viel noch vor uns haben, wie viele Chancen wir noch haben und dass wir sorgsam mit uns sein sollen. Man erfährt eine Menge, wenn man nachfragt, aber manchmal wird es allen auch etwas zu viel und dann machen sie zu.

Hier ein Video der Hohner-Zwillinge, die auch bei Olympia teilgenommen haben.

https://youtu.be/7Dw3Gut4Wpo

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