Veränderungen in der CDU

Konservatismus ist eben so eine Sache für sich. Auf der einen Seite heißt das, dass alles so bleibt wie es ist. Im Grunde genommen ist das aber nur eine politische Sicht der Dinge. Meiner Meinung nach bedeutet das, dass man als Gesellschaft damit beschäftigt ist, ein Projekt zu realisieren, wie den Mauerfall, oder den Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg. In diesen Jahren initiieren Politiker vielleicht nicht unbedingt neue politische Projekte, sie begleiten einfach die Projekte, die ohnehin geschehen. Viele politische Reformen haben aber Auswirkungen, die Zeit brauchen und deren allerletzte Konsequenzen nicht immer abzusehen sind.

Gerade in Entwicklungsländern ist Konservatismus etwas völlig anderes – deren Zustände mit Faschismus zu vergleichen ist vielleicht übertrieben, trotzdem herrscht dort Erzkonservatismus in einer Weise, die immer wieder auch menschenverachtende Grenzen überschreitet.

Es ist gar nicht so leicht zu beantworten, was Konservatismus in Industrienationen eigentlich ist. Menschlich gesehen fragt man sich manchmal, ob dort tatsächlich Angst, Hau-Ruck-Entscheidungen oder ein Unwille zur Entwicklung neuer Ansichten vorherrscht – oder ob vor allem Kompetenzen auf anderen Gebieten insbesondere in solchen Parteien agieren.

Von Anfang an gedacht geht es erstmal um die gesamte Lebensführung: Konservativ zu sein bedeutet Stabilität, Konsequenz, Verantwortungsbewusstsein, Rücksicht, Zuversicht, Beständigkeit, Ausdauer, Fleiß, Ehrlichkeit, Bildung und Bemühen – oft auch gesellschaftliches Engagement.

Für mich sind Politiker wie Barack Obama Identifikationsfiguren für fast alle Menschen – für Manager, wegen des persönlichen Erfolgs, des gesellschaftlichen Beitrags, der infrastrukturellen Verantwortung, für Kinder, weil er einfach Vater ist, für Frauen, weil seine Frau so oft in der Öffentlichkeit auftritt, für ganz normale Menschen, weil man eigentlich nie aufgehört hat, zu glauben, dass er noch immer am Leben einfacher oder ganz normaler Leute teilnimmt. Für jeden, der Teil einer Minderheit ist, oder der Ausländer ist, ist er eben auch eine Figur, mit der man sich identifizieren kann. Politisch gesehen finde ich, dass er konservative Werte genau so verkörpert wie progressive politische Ideen.

Es ist nicht so einfach, persönliche und politische Ideen, Wertvorstellungen, Weltanschauungen oder Zielsetzungen miteinander in Übereinstimmung zu bringen. Vielleicht ist auch Politikern nicht immer klar, wie man politische Ziele gerade formulieren sollte.

Auf der anderen Seite kann man eine Menge über das politische Begleiten nachdenken: Im Grunde genommen bedeutet das, dass man die politischen Projekte, die einfach den Alltag durchlaufen, die Menschen nun einmal beschäftigen, die auf das politische System zukommen, ohne von dort verursacht worden zu sein, begleitet.

Ich finde es falsch, konservativ und progressiv so sehr auf einzelne Menschentypen fest zu legen oder immer gegen die eine Richtung oder Entscheidung, oder für die eine Richtung oder Entscheidung zu plädieren. Eine Gesellschaft verändert sich schon, in den letzten Jahrzehnten musste sie sich auch einfach verändern, der Aufbau der sozialen Netze, die dezidiertere Regulierung der Märkte, die Gründung und dann Ausgestaltung der Europäischen Union.
Wenn es Menschen gut geht, ist es schon folgerichtig, dass es richtig ist, wenn sich nichts verändert – in der Politik gibt es ohnehin immer genug zu tun, die Verfeinerung das Rechtssystems, das Ausschließen von Kollisionen von rechtlichen Normen, das nachträgliche Durchdenken von bereits durchgeführten politischen Reformen. Durch die Verbundenheit mit anderen Ländern ist man im Übrigen hinreichend damit beschäftigt, neue Ideen überhaupt zu diskutieren, andere zu unterstützen, zuzuhören oder Unterstützung zu offerieren.