Ich habe mich eine Weile mit dem Mädchen Malala beschäftigt. Ich kannte die ganze Geschichte noch gar nicht. Ich habe vor ein paar Wochen den Film im Kino gesehen und habe jetzt noch das Buch gelesen. Nebenbei habe ich mir auf YouTube Videos mit Interviews angesehen, auch die Rede vor der UN – und die Rede zur Verleihung des Nobelpreises.
Das Ganze ist schon sehr beeindruckend. Wie klug ist sie denn jetzt, denkt man am Ende, oder sind es doch eher einfache Leute? Wie gebildet ist sie, und versteht sie, welche Bedeutung ihre Äußerungen in der westlichen Welt haben? Ist sie gut genug, um hier im Westen ein Studium zu schaffen? Wie viel Unterstützung bekommt sie? Und schlussendlich, wie viel Geld haben die mittlerweile oder ist das ein falscher Verdacht?
Die halbe Welt kennt mittlerweile die Geschichte. Ich fand das Buch sehr spannend, es entführt regelrecht in ein anderes Land, an einen anderen Teil der Welt, und doch sind diese Menschen dort sehr bewusst und verstehen, auch relativ, ihre Situation. Eigentlich wissen die meisten Menschen recht gut um ihre Sorgen, ihre Nöte, ihre Bedürfnisse und auch um ihre Fähigkeiten und das Geleistete. Während das Bewusstsein da ist, lässt sich auf der anderen Seite sagen, dass offenbar kein klarer Lösungsvorschlag auf dem Tisch liegt. Niemand weiß, wie sich die offenen Probleme lösen lassen, welche Antworten es zu den vielen Fragen geben könnte. So erklärt Malala in ihrem Buch die Lage und bezeichnet die Politiker entsprechend als nutzlos.
Ich verstehe die Situation Pakistans so, dass es früher eine britische Kolonie war, die mit Indien ihre Unabhängigkeit gesucht hat. Ghandi wollte eigentlich, dass aus Indien und Pakistan nur ein Land wird, obwohl dann Moslems und Hindus gemeinsam leben müssten. Die Kulturgeschichte ist offenbar eine gemeinsame – dass es dann zu Krieg kam, ist für mich rätselhaft.
Es gibt aber viele Seltsamkeiten. Liegt Pakistan im Nahen Osten oder im Fernen Osten? Es liegt direkt neben Afghanistan und dem Iran, aber wie gesagt, es gehört kulturell mehr zu Indien.
Malala erläutert, dass stellenweise das Militär regiert, obwohl es seit der Unabhängigkeit 1947 Züge von Demokratisierung gegeben hat. Die durchschnittliche Bildung ist wohl gering, Frauen werden benachteiligt, die Religiösität ist groß, die Präsenz der Taliban hat das Land entscheidend gebeutelt. Die Armut ist weit verbreitet und der Wirtschaft fehlt es an Dynamik.
Es ist also eine ganz eigene Geschichte, die im Umfeld der großen Kulturen von Indien und China durch das Mädchen Malala plötzlich zugänglich wird. Sie erklärt, dass Pakistan die Taliban erschaffen hat. Sie zeigt einen lebendigen, ruhigen, klaren Islam, der eigentlich nicht missbraucht werden kann. Sie wirkt so überwältigend normal und vernünftig, dass es viele Vorurteile schnell vergessen lässt.