Meiner Meinung nach gibt es heute in Deutschland im Grunde genommen zwei Volksparteien. Das klingt widersinnig, aber das eine ist eine mehr philosophisch ausgerichtete Partei, die andere trägt mehr Verantwortung.
Historisch gesehen ist die SPD, was sie ist. Sie existiert seit über 100 Jahren, sie hat einen Friedensnobelpreisträger wie Willy Brandt hervorgebracht, und ein Beispiel für neue Politik in der Welt wie Helmut Schmidt. Ich finde, die SPD hat immer dann Impulse eingebracht, wenn sich Deutschland wirklich bewegen sollte. In Zeiten der Ruhe braucht es wirklich Konservatismus, dann muss eine Gesellschaft auch Gelegenheit und Zeit haben, um zu verarbeiten und um neue politische Reformen auf sich beruhen zu lassen.
Die Grünen sind ganz anders. Ich finde schon, dass man sagen darf, dass die Grünen ursprünglich Ziele hatten, die sie nicht verwirklichen konnten. Viele Ziele lagen in der Zukunft. Die Philosophie, die dahinter stand, wurde auf viele Fragen verallgemeinert, wie den Euro, die ganze Europ-Frage, das Bildungssystem, die sozialen Netze. Die SPD hat natürlich auch eine Philosophie, aber es ist nicht so einfach.
Wo geht es hin? Ska Keller wurde ein Beispiel für eine neue grüne Politik, jung, modern, klug. Die grüne Partei braucht meiner Meinung nach mehr Management, mehr Verantwortung, mehr Konsequenz, mehr Dringlichkeit. Was ist aus den Grünen geworden?
Eine Partei mit einer festen philosophischen Vorstellung, mit einem gesunden Lebensbild, mit einer klaren verantwortungsvollen Vorstellung von Gegenwart und Zukunft. Ich finde, dass fast alle deutschen Parteien schon ein deutliches Gesellschaftsbild entwerfen, es gibt nicht viel Radikalität, aber auf ihre Weise ist die grüne Partei vielleicht die radikalste oder extremste Partei von allen.
Es ist nicht so einfach, finde ich. Wenn man Einfluss ausüben will, geht man zur SPD, wenn man über etwas Neues nachdenken möchte, geht man zur grünen Partei.