Die Linke

Ich dachte, es ist an der Zeit, etwas über die Partei Die Linke zu schreiben. Der Betreff ist mal wieder, so wie er ist, darum geht es, das steht in dem Betreff, ich nehme noch nicht vorweg, zu welchem Fazit ich komme – den Beitrag muss man dazu schon lesen. Warum denke ich über Die Linke nach? Für mich ist diese Partei eine Art Novum, ein neues Phänomen, aber auch ein schwer einzuschätzender Faktor. Es gab mal eine Vier-Parteien-Landschaft, Grüne, FDP, CDU und SPD. Plötzlich ist dieses Spektrum gestört und die Linke hat viel Ehrgeiz bewiesen und immer wieder Spitzenpositionen erobert. Anders als die Grünen haben sie im Bund bisher keine Erfahrungen gesammelt, dafür intensive Erfahrungen auf Landesebene und eben auch im Bundestag. Sie haben sich Positionen in allen wichtigen Themen gesucht und vertritt dort bestimmte Haltungen. Die Geschichte der Linken ist insofern schon auch eine Geschichte über Geschwindigkeit, sie waren einfach furchtbar schnell. Das kann man von den Grünen, mit denen sie wohl am Häufigsten verglichen werden, einfach nicht behaupten. Bei den Grünen gab es auch Zeiten wie zur Wende 1990, als sie eigentlich kaum aktiv waren, Zeiten der Erneuerung und Veränderung durchlebten. Die Grünen haben sich mit der deutschen Geschichte verändert und wenn es einen größeren Ruck gab, bedeutete das schon intensive Reflexion.

Man muss ein wenig Geschichte wälzen, um Die Linke ganz zu verstehen. Sie ist also aus der PDS entstanden, die letztlich aus der SED entstanden ist. Die PDS war vor allem in den neuen Bundesländern aktiv und sorgte meiner Meinung nach vor allem für Kommunikation zwischen West- und Ostdeutschland. Da gab es eine Menge Erklärungsbedarf, die Menschen brauchten ihre eigene Stimme und waren froh, „ihre eigene“ Partei wählen zu können. In Westdeutschland sah man ehemaligen SED-Abgeordneten mit einer Menge Skepsis entgegen und so war die Partei kaum wählbar. Das stimmt jetzt hoffentlich, aber nur so ergibt die Geschichte Sinn, sonst hätte man später nicht eine neue Partei gründen müssen. Jetzt wird es etwas kompliziert. Mit dem Ziel, links von der SPD eine neue Partei zu gründen – und der Unterstellung, dass es dort Raum genug geben würde – schritt man dann zur Neugründung. Eigentlich nahm man Struktur, Personal und Geschichte der Partei mit – und behauptete so einen Führungsanspruch. Man sei bereits Teil der deutschen Geschichte und überhaupt, man sei im Recht mit der Kritik an der SPD, die zu weit in die Mitte gerückt sei. Den linken Anspruch der Grünen könne man für sich vereinnahmen und in Punkten Ähnliches behaupten, ohne jemals eine Suche nach eigenen Standpunkten hinter sich gebracht zu haben.

Man sieht, ich sehe das alles eher kritisch. Es sind wohl Meinungen – meine -, die man sonst eher in der CDU, oder auch bei konservativeren SPD-Mitgliedern findet. Meiner Meinung nach steht Die Linke heute ohne Programm dar, ohne Personal. Linke Politik zu machen, ist nicht unbedingt schwer, da gibt es etliche Positionen, die in den letzten 70 Jahren oft diskutiert worden sind und die oft besetzt worden sind. Nicht zuletzt sind wir, die BRD, das Land, in dem die KPD erstmal verboten werden musste und die SPD nicht wählbar war, weil sich dort lauter ehemalige Kommunisten mit entsprechenden Ansichten tummelten, die einfach extrem links waren. Eine linke Partei zu gründen, ist eine Idee für sich, aber so? Die Linke bezieht einen Teil ihrer Energie aus lebhaftem Populismus. Sie behauptet einfach, man könne Reiche mehr besteuern, man könne einen höheren Mindestlohn einführen, man könne einfach die Energiewende durchboxen, andere seien einfach ausländerfeindlich usw. Die rege Diskussion der Grünen fehlt, die Tiefe, die historisch gewachsene Tiefe und der historisch gewachsene Anspruch auf ein eigenes politisches Programm.

Die Grünen waren sich oft uneinig. Aber sie konnten sich einig darüber sein, dass sie Umweltschützer waren und gingen von dort aus in die Breite und besetzten Positionen jenseits dieser Themen, in Fragen, die sich aus der Friedensbewegung der 70er und 80er Jahre ergab. Es sind aktivistische Ansichten, umgewandelt in programmatische Positionen, die dort gehalten werden. Zu der ganzen Verwirrung um Die Linke kommen die beiden Punkte, dass man relativ schnell einen politischen Führungsanspruch verwirklicht hat – und dann die Politiker eigentlich ganz in Ordnung waren. Man konnte auf sie zählen und sie setzten Versprechen um, waren zuverlässig und relativ gewissenhaft. Nur sehr linke Politik war es eigentlich nicht, weder die, für die sie standen, noch die, die sie am Ende machten. Sie ließen sich von anderen überzeugen, Politik zu machen und konnten nur zeigen, dass es echte Politiker zur Linken geschafft hatten und die SPD bei den eigenen Karriere-Überlegungen außen vor ließen. Der zweite Punkt ist die Frage nach dem Kommunismus. Noch immer feiern Politiker von Die Linke den Geburtstag von Rosa Luxemburg. Will man also Linksextremismus predigen? Die Demokratie in Frage stellen? Das Geld als Prinzip aushebeln? Extreme Regulierung durchsetzen?

Theoretisch ist der Umgang mit waschechten Kommunisten immer interessant. Sie stellen spannende Fragen über die Natur unserer Gesellschaft und haben viele eigene Erkenntnisse dazu gefunden. Aber eine Brücke in die Realität zu bauen, ist nie einfach. Dazu war der Kommunismus nie da. Es ging immer darum, eine spezielle Welt vorzuspiegeln, eine Welt mit verwirklichten Idealen, eine Art Utopie, aber nie ging es darum, wie man eine Demokratie dahin weiter entwickelt und ob Demokratie an sich nicht wertvoll und unergründet genug ist, um bewahrt zu werden. Kommunisten sind keine Politiker, sondern Träumer. Sie begeistern mit Prinzipien, leben aber in ihrer eigenen Welt. Die Linke wird Stellung beziehen müssen, bevor man ernsthaft über Koalitionsoptionen nachdenkt.

So kommen wir zur Realität. Rot-Rot-Grün steht an. Was vor vier Jahren undenkbar war, wird jetzt wohl Realität, dafür will sogar die SPD kämpfen. Was wird passieren? Man kann fast versprechen, dass Die Linke fast alle ihrer extremen Positionen aufgeben muss, um so etwas zu ermöglichen. Die Grünen haben im Koalieren eine Menge Übung und wissen, was sie wollen. Welche Programme sind für Die Linke wichtig? Was soll unbedingt umgesetzt werden? So kalkuliert wohl die SPD: Ein einfacher Koalitionspartner, der gar nicht weiß, was er will, wenn, leider Gottes, dann einige Parteimitglieder Minister werden, kann man auf deren Zuverlässigkeit zählen, aber auch darauf, dass die Politik schon nicht so schlimm wird. Der Mindestlohn ist noch neu und war eine Gefahr für viele Überlegungen, damit wurden wir nicht zuletzt an der Uni konfrontiert. Man erhöht ihn nicht plötzlich. Die Steuern für Reiche sind in Deutschland relativ hoch, die Marktregulierung relativ intensiv, große Reformen strebt die SPD nicht an, bei der Energiewende ist Einiges offen, dafür stehen aber eher die Grünen, die bereits wissen, dass solche Positionen in einer Koalition durchaus umsetzbar wären. Man wird mehr investieren als bisher und wieder Geld ausgeben, gerade nach der geringen Neuverschuldung der letzten Jahre und jetzt dem ausgeblichenen Haushalt. Ob es mit der SPD eine Enthaltung beim Lybien-Einsatz gegeben hätte, ist fraglich, auch, wenn das irgendwie zur deutschen Geschichte gepasst hat.

Ist das das Fazit? Ist über Die Linke einfach nicht so viel zu sagen? Sie beeindrucken weder mit tiefsinnigen Persönlichkeiten, noch mit originellen politischen Konzepten. Sie verlieren sich in sinnlosen Machtkämpfen, die andere Parteien längst unter sich ausgefochten haben. Sie ist kein Teil der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und auch, wenn man anders tut, so könnte Die Linke auch einfach wieder verschwinden. Vielen Menschen würde das nicht Leid tun. Die Linke hat noch einen langen Weg der Selbstfindung und Professionalisierung vor sich, wenn daraus eine gute Alternative werden soll, die Grünen sind noch heute beeindruckt von der „neuen Idee“, einer Partei am linken Rand, und fragen sich, ob dort wirklich Platz dafür ist, oder ob es mehr Schein als Sein ist. Je ernster man Die Linke nimmt und je mehr man sie in die Pflicht nimmt, desto mehr wird sich zeigen, ob sie regierungsfähig ist und ob sie nach Deutschland gehört, wie sie behauptet. Wie gesagt, vielleicht – ist sie bald einfach wieder weg.

https://youtu.be/0UYM3GVRRRE

Flüchtlinge aus heutiger Sicht

So langsam schleicht sich das Sommerloch auch im Blog ein. Ich weiß gar nicht richtig, worüber ich schreiben soll. Natürlich geben die Nachrichten doch eine Menge Themen her – aber welches gehört hier hin? Zu welchem wurde nicht bereits genug gesagt? Ich habe kurz überlegt, etwas über die Olympiade zu schreiben. Vielleicht ja kurz. Also, es ist schon so eine besondere Idee aus dem 20. Jahrhundert, die neuen technischen Möglichkeiten dazu zu nutzen, eine Olympiade zu veranstalten – mit neuem Konzept. Durch das Fliegen können Sportler aus allen Ländern anreisen und gegeneinander antreten, die Länder stehen dann im Wettbewerb miteinander und man kann mitansehen, wer die meisten Medaillen einheimst. Es ist ein neues Phänomen, eine neue Idee, die jetzt eben schon seit hundert Jahren ausprobiert wird. Mit bemerkenswerten Folgen… Für Sportler ist es schon ein Höhepunkt, zur Olympiade zu kommen, sie sehen die Zeit als größte Krönung ihres Erfolges an und es gibt viele besondere Olympia-Geschichten – da werden Weltrekorde gebrochen, es gibt den Menschen, der über 20 Medaillen gewonnen hat, es gibt einen eigenen Marathon, eine eigene Radtour, und ständig wird etwas modernisiert und verändert, wie das BMX-Fahren in diesem Jahr. Die Olympiade wird, etwas eigenartig, nur von jungen Leuten bestritten, kaum einer ist so alt wie ich, die wenigen, die es sind, werden dauernd nach dem Karriereende gefragt. Das sind so einige Gedanken, ich gucke ja eigentlich nie Sport, aber es auf dem Niveau anzusehen ist schon großartig, da bekommt man viel Qualität geboten.

Über die Flüchtlinge wollte ich noch etwas schreiben, hauptsächlich über die Flüchtlinge. Jetzt ist ein Jahr vergangen. So weit ich mich erinnere, habe ich diesen Blog sogar mit einem Beitrag über die Flüchtlinge eröffnet (oder es war einer der ersten). Jetzt ist so viel Zeit vergangen und die halbe Welt hat sich zu Wort gemeldet – das Time Magazine hat Angela Merkel zur Person des Jahres gewählt, gleichsam greift Donald trump Merkel an, beides wegen des Handlings der Flüchtlingskrise. Mittlerweile jährt sich die Krise zum ersten Mal und man kann kaum glauben, dass es gewissermaßen eine Million neue Bewohner in Deutschland gibt, neue Nachbarn, Menschen aus Ländern, die verschiedener nicht sein könnten, die kein Deutsch sprechen, die zumindest teilweise nicht die beste Schulbildung haben, oft Moslems und nicht Christen sind und sich in einer Weise kleiden, die uns verwirrt. Was ist nochmal passiert? Obama entschied, sich in Syrien nicht einzumischen. Er, der Friedensnobelpreisträger, fand, vielleicht nach den Fehlern in Lybien, dass er eben nicht in einem fremden Land intervenieren wird, kein Militär, keinen selbst begonnenen Krieg, nicht der Versuch, die Regierung zu stürzen, kein Aufrüsten der Rebellen, nur ein friedvolles Unterstützen all dessen, was in jenem Land geschah. Das Ergebnis sind 400.000 Tote und viele Millionen Flüchtlinge. Diesem Flüchtlingszug haben sich Menschen anderer Länder angeschlossen, wie Afghanistan, die ebenfalls fliehen wollten und so begann die große Flucht – man war konsequent und dachte, am Besten ließe man sich in den Industrienationen nieder, nicht in der Türkei, nicht in instabilen Nachbarländern, nein, die Menschen wollten nach Europa.

Ich weiß noch, als die ersten Flüchtlinge in München am Bahnhof eintrafen, riefen ihnen junge Menschen zu, applaudierten, öffneten gewissermaßen von sich aus die Grenzen und beglückwünschten die Flüchtlinge zur erfolgreichen Flucht. Schon damals habe ich mich gefragt, wie es wohl wäre, einem echten Flüchtling zu begegnen, ihm im Gespräch zu begegnen, mit ihm reden zu können, seine Gedanken zu hören. Wie redet man mit jemandem, der gerade einen echten Krieg erlebt hat? Massenvernichtung? Den Einsatz von ABC-Waffen? Eine Regierung außer Kontrolle und ohne Regulierung und Korrektiv von außen? Wie begegnet man so jemandem also? Ich hätte einfach einen Job bei Projekten wie Teachers on the Road annehmen können und mehr das Gespräch suchen können. Dazu bin ich vielleicht zu theoretisch, ich habe mir das immer nur vorgestellt, aber die Versuchung war groß, sich selbst zu engagieren. So ein Gespräch ist also nie zu Stande gekommen – was, wenn es gar nicht möglich war? Was soll man schon dazu sagen. Solche Erlebnisse traumatisieren, verändern die Psyche irgendwie, bringen Menschen sicher auch dazu, zu verzichten, sich in Demut dem Leben gegenüber zu üben, aber auch, sich auf ein einfaches Leben einzustellen – erst die Kinder, ein glückliches Aufwachsen vorausgesetzt -, hinterfragen dann richtig rigoros, was richtig und falsch ist, sie haben dann viel aufzuarbeiten und sich da heraus zu lösen. So stelle ich mir solche Familien vor und denke dabei ein wenig an meine Eltern, die von Krieg und Nachkriegszeit, von DDR und Flucht durchaus noch geprägt sind. Und die uns immer wieder gesagt und gezeigt haben, wie anders als sie wir aufwachsen und dass sie viele unserer Probleme nicht verstehen, weil es einfache Themen sind, leicht zu lösen, einfach zu diskutieren und völlig überschaubar – aber für uns waren es Probleme und Themen. So scheiden sich die Geister…

Das zum einzelnen Flüchtling. Wie geht es weiter? Wird die AfD wieder eingehen? Wird Trump letztlich irgendwie wegen des Syrien-Konflikts gewählt? Bemerken wir in Zukunft sehr deutlich, dass man beim Bäcker, in der Schule, auf Ämtern, beim Zahnarzt, bei der Arbeit, an allen öffentlichen Stellen des Lebens eben diesen Flüchtlingen begegnet, die ihre Heimat hinter sich ließen, um hier ein neues Leben aufzubauen? Irgendwann können alle gut deutsch, und die Kinder wieder sehr gut, weil es ihre Muttersprache wird. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, und einen Teil des Weges haben wir ja schon zurückgelegt. Die Politik hat eingegriffen, das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration wurde verändert, hat neues Personal eingestellt, hunderttausende Anträge wurden bereits bearbeitet und so wurde oft Asyl gewärt, das Bamf hat jetzt sogar eine neue Chefin. Den Ländern wurde Geld zur Verfügung gestellt, Geld pro Jahr und pro Flüchtling, damit diese neue Möglichkeiten schaffen können. Die Politik hat also den Sachverhalt registriert und darauf reagiert, was sonst, und nicht nur mit Worten. Die freie Wirtschaft zieht angeblich noch nicht nach und hat nicht dezidiert Flüchtlinge eingestellt, wie man es so oft erhofft hat, offenbar bewerben sich diese bislang auf gewöhnlichen Wegen und nicht so sehr als eben diese Flüchtlinge dieser Zeit – und fallen daher auch nicht so auf und können nicht einzeln einsortiert werden. Da kommt die Reaktion erst noch.

Und sonst? Sind wir als Nation jetzt traumatisiert? Schaffen wir es denn, damit zu leben? Die zwei üblichsten Einwände sind einerseits, dass auf hundert Menschen etwa ein Flüchtling kommt, man also nicht von einer Menschenschwemme reden kann, wir werden nicht von Flüchtlingen überfallen, sie sind einfach nur da und werden bemerkt. Andererseits sagt man, dass Deutschland schon oft mit Flüchtlingen, mit Migrationswellen zu ringen hatte, seit dem zweiten Weltkrieg, das wurde kürzlich in der Kirche recht detailliert aufgeschlüsselt. Immer wieder kamen Menschen zu uns, so ist das moderne Deutschland eben entstanden, mit mehreren Millionen Türken, Menschen aus allen zweihundert Ländern, auch vielen Griechen, Menschen in Bewegung, die das Neue gesucht haben. Beide Argumente sind eigentlich ganz gut und haben etwas für sich. Ich finde nicht, dass das Trauma zu tief sitzt, aber es gibt eine offene Diskussion darüber. Ich habe zwischenzeitlich, ich weiß nicht, ob das ganz am Anfang war, mal argumentiert, dass Angela Merkel ja wusste, dass es in Deutschland Ausländerfeindlichkeit gibt, die sicher bald hervor kommen würde. Das haben wir erlebt, eine Partei um diese Idee herum wurde erfolgreich und belästigt jetzt Landtage und Städten im ganzen Land. Es ist wie eine Diskussion. Ein Teil der Menschen wird seine Ressentiments beiseite legen müssen.
Was ist ein Ausländerfeind? Das ist schon jemand, der damit eben nicht zurecht kommt. Das muss kein unglücklicher Mensch am Rande der Gesellschaft sein, auch das können unsere Nachbarn und Arbeitskollegen sein, Menschen, die möglicherweise politisch engagiert oder gesellschaftlich aktiv sind. Auch aufgeklärte Menschen können Schwierigkeiten mit Ausländern haben. In ihrer Bestürzung haben sie schnell rechts gewählt, und die AfD ist schnell dabei gewesen, am rechten Rand Wählerstimmen zu fischen, da, wo sie derzeit eben auch zu finden sind.

Ich persönlich habe das alles ganz anders gesehen, denke ich. Es war einfach eine Riesenchance für Angela Merkel, die Flüchtlinge jetzt zu unterstützen – um es mit ihr zu sagen, vielleicht sogar eine Chance, mit wehenden Fahnen unterzugehen und dabei echten Humanismus gezeigt zu haben. Meine Eltern sagen, jetzt sind die Flüchtlinge da, wir können die demographischen Probleme im Zusammenhang mit der Bevölkerungspyramide bekämpfen und dass wir nett zu diesen Leuten sein soll, sie haben ja wirklich etwas hinter sich. Aber der Papst ergänzt, dass es in der Menschheitsgeschichte schon immer Flüchtlingsströme gegeben hat, -bewegungen gegeben hat. Es war eine Riesen-Chance, noch einmal eine der Geschichten der modernen CDU zu erzählen, finde ich. Man konnte einfach mal zeigen, dass man diesen hilflosen und völlig verwirrten Menschen zur Hilfe eilen kann – nicht zuletzt sind wir eines der glücklichsten Länder der Welt, eines der reichsten Länder der Erde, eine der großartigsten Nationen, die es gibt. Wir lieben zwar unsere Probleme und unsere kleinen Streitereien, aber in Deutschland geht es den Menschen wirklich gut. Es ist einfach eine der Großtaten Merkels geworden, die Menschen hier tatsächlich willkommen zu heißen und dazu zu stehen, dass wir als Land so etwas leisten können.

Der letzte ist insofern ein wenig in Richtung des amerikanischen Präsidenten gerichtet. Unmittelbar trägt er nicht die Konsequenzen seiner Handlungen, seines Nichteinmischens. Ich als Mensch, als Deutscher, wir als Deutsche tragen diese Konsequenzen, wir begrüßen neue Nachbarn zwischen uns, neue Deutsche, neue Bewohner unseres Landes, die aus ihren Ländern geflohen sind. Wir schultern die wirtschaftliche Komponente, Kosten, die es durchaus gibt, aber wir können das neuerdings aus unseren Überschüssen finanzieren. So etwas wird sich Merkel auch gedacht haben, jetzt sind eben wir dran…

Bei den Olympischen Spielen gibt es diesmal ein Team mit Flüchtlingen.

Bericht von der Arbeit

Ich habe von ein paar Leuten gehört, die ja tatsächlich diesen Blog lesen. Das tut eigentlich ganz gut. Man braucht eine Weile, bevor man realisiert, dass man im Grunde – für sich selbst schreibt. Man führt eine Art Online-Tagebuch und hat irgendwo im Hinterkopf, das jemand mitlesen könnte, nachdem man die Adresse ein wenig bekannt gemacht hat. Irgendwie ist es zwar schön, alle mit ein paar Informationen zu versorgen, aber man schreibt über die Dinge, die gerade anstehen, die einen so beschäftigen, man äußert sich, geht ein wenig in sich, denkt offen nach und sucht nach guten Schlüssen zu den eigenen Fragen, Gedanken und Überlegungen.

Heute wollte ich ein bisschen über meine „Arbeit“ schreiben, über die einige der Leser jedenfalls informiert sind und zu der ich noch einige Informationen hinzustellen kann. Es steht ein bisschen an, Fazit zu ziehen. Auf eine Weise habe ich mich gefragt, ob es die ersten echten Arbeits-Erfahrungen sind, jedenfalls komme ich immer erst spät nach hause und habe eben nicht den Vormittag für mich wie während des Studiums. Ich habe Kollegen und es gibt eine Arbeitsatmosphäre, an die man sich gewöhnen kann – alle sind fleißig und unterstützen sich und es geht darum, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Man wird schon ernst genommen und E-Mails schreiben, oder auf Facebook zu gehen, wird sanktioniert und ist nicht erlaubt.

Das Projekt, bei dem ich bin, gibt es seit einigen Jahren, 2011 oder so ähnlich. Erstmal musste alles aufgebaut werden, aber zu den Räumlichkeiten zählen einige Lagerräume, einige Büros, ein großer Werkstattraum und ein Zusatzraum, in dem ich mich gerade befinde. Die Arbeiter unterstehen gewissermaßen den Chefs der einzelnen Abteilungen, die werden unter den Arbeitern ausgesucht und übernehmen mehr Verantwortung als die anderen. Im Idealfall gibt es einen Chef für jede Abteilung, was so aber nicht immer hinhaut und dann teilt man sich die Verantwortung eben. Außerdem sind hier einige Buftis beschäftigt, die Bundesfreiwilligendienst machen, relativ lange angestellt bleiben und in den Alltag fest integriert sind. Während die Leute sonst binnen eines Jahres so kommen und gehen, sind die Buftis länger fristig angestellt und bleiben auch dabei. Im Übrigen gibt es das Personal in der Verwaltung, das ist die dritte Hierarchie-Ebene; die umsorgen alle anderen, übernehmen die Kommunikation mit Ämtern, kümmern sich, stehen für Fragen zur Verfügung, sind Akademiker und relativ ausgebildet und stehen allen mit Rat und Tat zur Seite.

Die Arbeit beginnt immer um 8:30 Uhr, für manche auch schon früher. Ich frage mich, wie es in Zukunft wird. Die Kreativen lassen es sich oft nicht nehmen, erst um 9 Uhr anzufangen, da kann man ausgiebig frühstücken und sich morgen noch um die Kinder kümmern – oder einen längeren Anfahrtsweg in Kauf nehmen. Aber an anderen Arbeitsplätzen wird auch um 9 Uhr begonnen, da sind sie nicht die einzigen. Jedenfalls komme ich immer ein paar Minuten „zu spät“, weil meine Bahnen so liegen. Sonst müsste ich eine Viertelstunde früher aufstehen, eine Bahn früher nehmen und wäre ein gutest Stück zu früh – so oder so ähnlich. Jedenfalls wurde es bemerkt, aber nicht kritisiert und ist insofern hinfällig, fand ich. Ich bin immer pünktlich da. Gewohnheitsmäßig trudeln also alle, auch die, die mit dem Auto kommen, zwischen 8:15 Uhr und 8:30 Uhr ein und dann sind alle und beginnen mit der Arbeit.

Was tun wir hier, was kann man noch erzählen… Wir arbeiten relativ viel und sehen zu, alles mit Sorgfalt zu erledigen. Früher dachte ich immer, andere wären nicht so sorgfältig, weil ich irgendwie im Nachdenken über Steve Jobs und Apple schon viel Perfektionismus an den Tag lege, aber im Arbeitsleben, bei den Jobs, in den Praktika und im Studium habe ich schon viel Sorgfalt erlebt. Andere sind auch sorgfältig, und bemühen sich, alles verständlich zu erklären, sorgsam zu handhaben, es geht um Übersichtlichkeit und um Vollständigkeit, oder wie in diesem Falle, um gutes Funktionieren der Ergebnisse und darum, beim Überprüfen und Warten, beim Installieren und Einrichten nichts vergessen zu haben.

Jeder hat seinen eigenen Hintergrund, denke ich mir. Es sind viele Geschichten. Mama denkt über Menschen immer in Geschichten. Die Geschichten sind sicher ungewöhnlich und das ist den Umständen geschuldet. Am Ende verkriecht man sich doch wieder in der heimischen Gemütlichkeit, und ist froh, dass bei einem selbst alles ganz normal ist. Es sind Geschichten übers Aufwachsen ohne Eltern, tote Eltern, alleinerziehende Eltern, lesbische Mütter, Scheidungen – das ist wohl immer der Strang, dass es bei den instabilen Eltern losgeht. Andere Geschichten sind Geschichten über Biographien und Entscheidungen, einer hat auch Kinder und Frau und erzählt manchmal davon. Es sind sowohl junge Leute um die 20 da, als auch ältere Leute um die 50. Wie das beim Arbeiten so ist, passen die Älteren ein bisschen auf die Jüngeren auf und sind etwas unter sich. Sie machen dann schmutzige Witze und fühlen sich furchtbar abgeklärt, werden vom Chef anders behandelt als die Jungen – zu denen ich auch zähle – und denken offen darüber nach, wie viel noch vor uns haben, wie viele Chancen wir noch haben und dass wir sorgsam mit uns sein sollen. Man erfährt eine Menge, wenn man nachfragt, aber manchmal wird es allen auch etwas zu viel und dann machen sie zu.

Hier ein Video der Hohner-Zwillinge, die auch bei Olympia teilgenommen haben.

https://youtu.be/7Dw3Gut4Wpo

Wie’s mir so geht…

Wie immer häufen sich die interessanten Betreffs. Das ist eben so und bleibt wohl auch so. Ein bisschen Routine braucht der Mensch… Was gibt es so Neues? Gestern habe ich StarTrek: Beyond im Kino angesehen und bin recht angetan. Ein neuer Regisseur, eine neue Story-Idee, eine demolierte Enterprise, das alles ist etwas ungewohnt, hat aber ganz gut funktioniert und so kann sich keiner beschweren. Meine Schwester war mit dabei und sagt, sie habe den Film sehr genossen. Sie kennt StarTrek zwar nicht so gut, aber sie sagt, sie fand sich gut in dem Film zurecht und hatte nichts zu beklagen. Es ist alles so eine Sache… Ist so ein Film jetzt dafür gemacht, dass ihn auch Nicht-StarTrek-Fans ansehen können? Es fällt mir schwer, das zu beantworten. Ich finde immer, diese Filme sind für die Fans gemacht – von denen gibt es ja auch genug. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es jemandem geht, der sich in dem ST-Universum nicht so auskennt. Letzten Endes kann man glatt noch ein paar Gedanken zu diesen neuen StarTrek-Filmen äußern. Es ist jetzt einige Jahre her, dass ich den erster dieser Filme auf DVD in Händen hielt. Ich weiß noch, dass ich ihn sehr mochte, er hieß einfach „StarTrek“. Sie hatten sich viel einfallen lassen, oder eben anders gesagt, einfach mal mit den Regeln gebrochen und plötzlich gab es halbnackte Frauen, viele Witze, knuddelige Aliens, Veränderungen in der Zeitlinie (das ist mehr für Eingeweihte) und haufenweise junge Leute.

Die Idee war also, die alten Geschichten mit Captain Kirk noch einmal neu aufzulegen – und nicht zuletzt zu fragen, wie alle so waren, als sie noch jung waren, denn es beginnt noch vor der Zeit, als Kirk eigentlich die Akademie besucht. Das Ganze ist sehr lustig und man hat eine Menge zu lachen. Die Figuren hören immer wieder laute Rock-Musik und die Welt ist noch nicht so perfekt, sondern noch im Entstehen begriffen – es gibt also Autos und Motorräder, die Entdeckung der unentdeckten Welt des Weltraums steht erst noch bevor, alles steckt in den Anfängen. Sind das die allerletzten StarTrek-Filme? Es fühlt sich wie ein letzter Gruß der Filmemacher an, den Fans mit viel Charme nochmal ein paar Filme zu hinterlassen, die sich sehen lassen können, die Spaß machen, die auf ihre Weise irgendwie doch in die StarTrek-Welt passen und die – das kann schon sein – auch Nicht-Kennern der Filme Freude bereiten können. Das einzige Manko war, dass ich den Film mit meiner Schwester und nicht mit Maris angesehen habe. Das kenne ich nicht so, wir sehen jetzt seit 20 Jahren StarTrek-Filme gemeinsam an. Es war mal ein Versuch, aber ich war reichlich irritiert und habe gemerkt, dass es mich beim Zusehen schon beschäftigt hat. Es ist ein bisschen philosophisch, ob sich solche Regeln brechen lassen. Vielleicht schaffen wir es ja nochmal in’s Kino, für mich wäre das schon ganz gut, ich sehe ihn mir gerne nochmal an.

Überhaupt denke ich immer ein bisschen über meine Schwester nach, wenn sie mich schon besucht. Ihr scheint es ja ganz gut zu gehen. Es geht voran, sie kümmert sich, ist wie immer sehr organisiert, und verwirrt, wenn die Organisation mal nicht so gut klappt. Wenn sie da ist, kochen wir wenigstens ordentlich, was sie nach wie vor eigentlich ganz gut kann. Das hat sie irgendwann früher mal gelernt, denke ich, das kam aus den Jahren des Wohnens allein und im Studium, da hat sie richtig gekocht. Jedenfalls fällt es mir jedes Mal auf. Ich musste mir das Kochen wirklich etwas erarbeiten und hatte nach meinem Auszug bei meinen Eltern das Gefühl, überhaupt nicht kochen zu können. Ich habe immer bewundernd andere Leute gefragt „Kannst du kochen?“ und war immer beeindruckt. Unterm Strich habe ich dann das „Gegenteil“ gemacht, anstatt mir nur ein paar Grundlagen beizubringen, habe ich eigentlich relativ viel gekocht und viel ausprobiert, auch mal Fisch gemacht, im türkischen Supermarkt gewesen, ungewohnte Rezepte ausprobiert, dabei viel neues Essen kennen gelernt und einfach mal erlebt, was kochen eigentlich so ist und wie sehr man sich darin ausbreiten kann. Es gehört zusammen, ja? Kochen – einkaufen – essen, das beschreibe ich hier unter „Hobbies“ ja auch nochmal. So lernt man es eben, es gehört zum Ausziehen dazu und zur Eigenständigkeit, am Ende kann man sich gesund und kontinuierlich selbst ernähren und braucht niemand anderen.

Heute schreibe ich irgendwie recht viel. Ich habe gerade etwas Lust. Ich sitze ja auch auf der Arbeit gerade, aber ich sitze so rum. Nächste Woche ist wieder viel zu tun, in dieser Woche ist es nicht so viel. Ich denke an vieles. Ich habe probeweise angefangen, zwei Bücher zu schreiben und ich habe meinen alten Traum wieder vor geholt und ein Kinderbuch konzipiert. Das Ganze auszuprobieren war schon mal eine Idee für sich. Ich habe etwas zu sagen, denke ich, das eine wäre etwas philosophisch, das andere eher persönlich, das Kinderbuch soll Kinder zum Nachdenken über unsere Zeit bringen, falls das nicht etwas zu schwierig ist. Solche Träume habe ich noch immer und frage mich, was mit ihnen wird. Meine Mutter könnte das Kinderbuch illustrieren und zeigen, was sie kann. Sie hätte vielleicht ihren Spaß daran, sie hat ja auch angefangen, zu malen und so könnte man das nochmal ausleben. Solche schönen Pläne hatte ich gemacht, ein Kinderbuch müsste schon schön illustriert sein, damit es was zu sehen gibt. Bin ich mittlerweile alt genug, um etwas zu schreiben? Also so ein Buch erfordert sicher viel Disziplin, Klarheit, Übersichtlichkeit, Konsequenz, da muss man dran bleiben und eben auch mal schreiben, wenn man nicht so viel Lust hat. Ich würde das ja gerne tun und habe es nicht aufgegeben…

So ist in den letzten Jahren in Grundzügen die Philosophie der neuen Welt entstanden. Weiszäcker hatte ja seine eigene Philosophie, so war er Präsident und Philosoph und hat auch schreibend viel verändert, viel bewirkt, Menschen zum Nachdenken gebracht, sich eingebracht, sich geäußert. So habe ich das abgespeichert. Das war schon toll… Was wird jetzt aus diesen ganzen Ideen. Ich bemühe mich noch ein letztes Mal, bevor das KD-Studium beginnen würde, um alles zu klären. Was, wenn es klappt? So fühlt es sich an, ich brauche nur etwas Glück, bemüht habe ich mich eigentlich genug. Es wäre toll, ich habe alles vorbereitet und weiß manchmal gar nicht, was ich in so einem Design-Studium eigentlich soll. Ja, ich bin irgendwie damit aufgewachsen und das Studium lief immerhin, aber na ja… Ach mal sehen, nix steht fest, mal sehen, wie es weiter geht.